23.11.2020 I Altersarmut
AWO Fürth fordert: Das Thema Altersarmut nicht aus den Augen verlieren
Die Arbeiterwohlfahrt Fürth Stadt hält die von der Großen Koalition im Sommer auf den Weg gebrachte Grundrente für einen ersten wichtigen Schritt im Kampf gegen Altersarmut. „Dieses sozialpolitische Reformprojekt kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir bei
der Rente noch immer vor großen Herausforderungen stehen“, findet der sozialpolitische Sprecher
der AWO Fürth-Stadt, Dr. Benedikt Döhla. Nach Berechnungen des statistischen Bundesamtes stieg in den vergangenen 15 Jahren der Anteil der über 64-jährigen, die gemessen am mittleren Einkommen bundesweit armutsgefährdet sind, um 4,7 Prozentpunkte auf 15,7 Prozent im Jahr 2019. „Viele der heutigen Versicherten haben in ihren Erwerbsbiographien Lücken, zum Beispiel durch (Langzeit-)Arbeitslosigkeit, Niedriglohnbeschäftigung, prekäre Selbständigkeit oder durch Erwerbsunterbrechungen für Kindererziehung und Pflege. Aktuell kommt die Kurzarbeit hinzu, die sich ebenfalls auf die Rentenbeiträge auswirkt“, so
Dr. Döhla. Solche Lücken in den Erwerbsbiographien führen zu Versorgungslücken im Alter, da niedrige oder keine Rentenbeiträge zu niedrigen Rentenansprüchen führen. Betroffene Personen laufen Gefahr,
ihren Lebensstandard im Alter nicht mehr aufrechterhalten zu können, die Grundrente können sie nicht in Anspruch nehmen. „Wer diesem Armutsrisiko entkommen will, müsste im Erwerbsleben verstärkt in die private und betriebliche Altersvorsorge investieren. Doch vielen Versicherten fehlt hierzu das Geld“,
gibt Dr. Döhla zu bedenken. Bekämpfung von Altersarmut ist daher dringend geboten. Die Arbeiterwohlfahrt ist daher der Ansicht, dass jedes effektive und nachhaltige Konzept gegen Altersarmut schon frühzeitig und damit am Arbeitsmarkt ansetzen muss. Das sieht auch die Vorsitzende des AWO-Kreisverbandes, Karin Hirschbeck, so: „Die Vermeidung von Altersarmut gelingt am besten, wenn schon im Erwerbsleben ausreichende Rentenansprüche aufgebaut werden. Wir fordern daher, dass die typischen, im Erwerbsleben begründeten Risikofaktoren für Altersarmut gezielt durch höhere Rentenbeiträge besser abgesichert werden.“ Dies könnte unter anderem durch dynamische Mindestlöhne sowie höhere Rentenbeiträge bei Arbeitslosigkeit, Kindererziehung oder Pflege gelingen.